„Theater lässt mich nicht mehr los!“

Interview mit Joachim Grabbe - Regisseur der Jubiläumsstücke

Joachim Grabbe 2009 in "De Moorhoff". Regie: Axel Grabbe
Joachim Grabbe 2009 in "De Moorhoff". Regie: Axel Grabbe

Schauspieler, Schriftsteller und Stadtteil-führer – Joachim Grabbe hat viele Talente. Nur auf eine Leidenschaft festlegen, will sich der 74-jährige nicht. Auf der Bühne liegen ihm vor allem die kauzigen und bärbeißigen Typen. Beim Amateur-Theater-Altona ist er seit fünfzig Jahren eine feste Größe: als Regisseur, Darsteller sowie Autor und Übersetzer plattdeutscher Texte. Im vergangenen Jahr bekam Joachim Grabbe sogar das Bundes-verdienstkreuz für seinen Einsatz für die plattdeutsche Sprache. Anlässlich des 90jährigen Bestehens des Vereins bringt er sein Stück „Duurt nich lang“ auf die Bühne und schlüpft in „Dinner for One“ erneut in seine Lieblingsrolle des Butlers James.

 

Amateur-Theater Altona (ATA): Joachim, du standest als Schauspieler in über 400 Theaterproduktionen auf der Bühne, hast über 40 Mal Regie geführt und mehr als 40 Bühnenstücke verfasst. Darüber hinaus unterrichtest du Schauspiel. Wie kamst du zum Theater?

 

Meine Familie war und ist theaterverrückt. Mit meinem Vater spielte ich schon als Jugendlicher im Bürgerverein Eimsbüttel. Er war damals schon ein Clown auf der Theaterbühne. Sowas färbt ab. Auch meine beiden Söhne und mein Enkelkind spielen von Klein auf Theater. Neben Schauspiel und Regie habe ich vor und hinter den Kulissen schon alles gemacht – vom Bühnenbauer über Maskenbildner bis zum Techniker. Diese Erfahrung kann ich heute an die jungen Leute weitergeben.

 

ATA: Ist es schwierig mit deinen Söhnen und deinem Enkelkind als Papa und Opa  auf der Bühne zu stehen oder ihnen als Regisseur Anweisungen zu geben?

 

Das läuft bei uns professionell ab. Wenn wir proben, sind wir nicht die Familie Grabbe, sondern einzelne Darsteller, die alle gleich behandelt werden und sich beim Vornamen nennen. Egal, wer die Regie führt, die anderen ordnen sich ihm unter. Wir versuchen dem Regisseur dabei zu helfen, seine Ideen umzusetzen. Das ist ein gutes Miteinander im Verein, auch mit den anderen Darstellern. Dadurch sind unsere Inszenierungen in den letzten Jahren besser geworden.

 

ATA: 2015 feiert das Amateur-Theater Altona sein 90jähriges Bestehen. Wie sah der Verein in den Anfängen aus?

 

Damals hieß der Verein ausschließlich BGSS – Bühne für Sing- und Schauspiel – und war mit 250 Mitgliedern der größte in Hamburg. Nach dem Krieg führten Streitereien zur Spaltung des Vereins. Die eine Hälfte der Mitglieder ging nach Eidelstedt und die andere blieb mit 130 Mitgliedern in Altona. Trotzdem war die BGSS noch immer ein recht großer Verein. Das lag daran, dass es kein Fernsehen gab und kaum Kino. Nach dem Krieg freuten sich die Leute einfach, wenn sie lachen konnten. Daher wurden viele Komödien gespielt.

 

ATA: Du bist seit 51 Jahren dabei. Was hat sich seitdem verändert?

 

Als ich Anfang der Sechziger zum Amateur-Theater-Altona kam, wurden noch sechs Stücke pro Jahr gespielt, zwei mehr als heute. Wir hatten damals bis zu 20 Aufführungen pro Stück. An Sonntagen haben wir drei mal gespielt. Mit unseren Stücken sind wir häufig auf Tournee in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen gegangen.

 

ATA: War das nicht ganz schön anstrengend?

 

Schon, aber es hat uns auch großen Spaß gemacht. Unsere Aufführungen waren jeden Tag ausverkauft. Wir mussten uns also keine großen Sorgen machen, vor leerem Haus zu spielen. Heute sind wir darauf angewiesen, mit Werbung auf unsere

aktuellen Produktionen aufmerksam zu machen, um viele Zuschauer zu gewinnen. Das gilt besonders für die Erwachsenenstücke, denn das kulturelle Angebot in Hamburg ist groß.

 

ATA: Der Verein bietet neben freiverkäuflichen Aufführungen auch solche an, die von Firmen gebucht werden. Wie war das früher?

 

Damals hatten Firmen viel mehr Vorstellungen gebucht als heute. Unser erster Vorsitzender war bei der Bundesbahn beschäftigt, die bei uns acht Märchenaufführungen gekauft hat. Darüber hinaus hatten wir Mitglieder, die im damaligen Reichsbund waren, für den wir auch mehrere Vorstellungen gespielt haben. Heute geben viele Unternehmen kein Geld mehr dafür aus. Alle Vereine in Hamburg müssen viel mehr um ihre Zuschauer kämpfen. Selbst die Berufstheater leiden unter dem Zuschauerschwund. Unsere Märchenaufführungen sind aber in den letzten Jahren fast immer ausverkauft. Die machen mir besonders Spaß, weil da immer kuriose und unerwartete Dinge passieren.

 

ATA: Kannst du eine Anekdote erzählen?

 

Als Rumpelstilzchen machte ich einmal während einer Aufführung einen Mitspieler auf der Bühne dezent darauf aufmerksam, dass er mit offener Hosenklappe dastand. Der guckte an sich runter, machte den Hosenstall zu und sagte dabei seinen Theatertext: „Ich komme gerade von der Königin.“ Die Zuschauer haben Minuten lang so gegrölt, dass überhaupt nichts mehr ging.

 

ATA: Du spielst Theater seit du 15 Jahre als bist. Wann hast du dich getraut Regie zu führen?

 

Ich habe nach meiner Schauspielausbildung in den sechziger Jahren und vor meiner ersten Regiearbeit viele Kurse unter professioneller Anleitung von Profischauspielern und Regisseuren besucht. Auch bei den Proben beim Ohnesorg-Theater oder bei den Kammerspielen zuzuschauen, hat mir als Schauspieler und Regisseur viel gebracht. Meine erste Regiearbeit war das Stück „Die vier Gesellen“, das ich 1973  inszeniert habe. Ich war stolz darauf, dass das Stück so gut beim Publikum ankam.

 

ATA: Wie muss man sich die Regiearbeit vorstellen?

 

Regisseur zu sein ist ein Haufen Arbeit. Ein Regisseur beschäftigt sich schon ein Vierteljahr vorher mit dem Stück und kennt jede Rolle. Er weiß genau, wie er sie umsetzen will. Ein guter Regisseur muss jedem Darsteller zeigen, wie er sich die Rolle vorstellt. Er muss selbst hineinschlüpfen und sie ihm vorspielen. Viele Leute können gut kopieren und die Rolle dann anlegen. Die Schauspieler sollten sich aber vorher auch ein Bild von der Rolle gemacht haben. Meistens stimmt das mit dem Bild des Regisseurs überein. Als Regisseur ermuntere ich die Darsteller immer, sich fallen zu lassen.

 

ATA: Haben da auch unerfahrene Spieler, die neu in den Verein kommen, eine Chance auf eine Rolle?

 

Besonders Anfänger haben manchmal Angst, dass sie eine Rolle nicht packen und fühlen sich dann überfordert. Mit denen muss man nur härter arbeiten und mehr proben. Dabei geht es darum, die eigenen Grenzen auszuloten. Ich habe es auch schon erlebt, dass Darsteller sich eine Rolle selbst nicht zugetraut hatten und nachher froh waren, was ich aus ihnen rausgeholt habe. Ich bin immer überzeugt davon, dass ein Darsteller das schafft, wenn er es nur will. Wir haben viele gute Regisseure im Verein, die intensiv mit den Darstellern arbeiten.

 

ATA: Regisseur oder Schauspieler: Was macht dir mehr Spaß?

 

Das ist eine sehr schwierige Frage, denn beides hat seinen Reiz. Als Regisseur kann man die Personen so formen, wie man sie in der Rolle auf der Bühne sehen will. Als Schauspieler macht es gerade Spaß, eine völlig andere Person zu spielen, als man von Natur aus ist.

 

ATA: Eine völlig andere Person warst du ja auch in deinem Beruf als Computerexperte. War das nicht ein großer Kontrast zum extrovertierten Theatermenschen Grabbe?

 

Es gibt viele Parallelen zwischen der Computer- und Theaterwelt, denn es hat beides was mit Logik zu tun. EDV ist ein Bereich, der logisch aufgebaut sein muss, damit die Programme, die man schreibt, funktionieren. Beim Theater muss ein Bühnenstück logisch aufgebaut sein, damit es beim Publikum ankommt. Auf der anderen Seite sind beide Metiers natürlich sehr gegensätzlich. Als EDV-Experte entwickelt man im Auftrag von Managern Programme. Beim Theater kann man viel kreativer handeln und ist freier in der Entwicklung von Ideen. Für mich war das Theater ein guter kreativer Ausgleich zum Job.

 

ATA: Du bist seit vielen Jahren auch als Theaterautor tätig. Wie kamst du dazu?

 

Ich habe Anfang der achtziger Jahre mit Übersetzungen ins Plattdeutsche angefangen und damit, platt- und hochdeutsche Theaterstücke zu schreiben. Einige Stücke habe ich im Verein inszeniert, die beim Publikum gut angekommen sind. Wenn man jahrelang Theater spielt, eine Schauspielausbildung gemacht hat und diverse Kurse belegt hat, weiß man, wie ein Stück dramaturgisch aufgebaut sein muss. Dialoge zu schreiben, musst du üben. Jedes Theaterstück läuft genauso ab, wie ein Western im Kino. Du musst dir verschiedene Figuren mit unterschiedlichen Charakteren ausdenken, die sehr konträr zueinander sind – vergesslich oder aufgeweckt, intrigant oder treudoof.

 

ATA: Im vergangenen Jahr hast du das Bundesverdienstkreuz für deinen Einsatz für die plattdeutsche Sprache bekommen. Welche Bedeutung hat die Sprache für dich?

 

Auf die Auszeichnung bin ich auch sehr stolz. Es sind die Früchte langjähriger Arbeit. Mit Plattdeutsch bin ich großgeworden. Meine Mutter kam aus Dittmarschen, mein Vater aus dem Kedinger Land. Es wurde bei uns sehr viel Plattdeutsch gesprochen, auch von meinen Großeltern. Ich brauchte die Sprache aber auch in meinem Beruf, denn ich hatte als Jugendlicher vier Jahre lang im Freihafen gearbeitet. Weil ich Platt konnte, wurde meine Fracht immer zuerst abgefertigt. Neben den Stücken die ich geschrieben und übersetzt habe, führe ich auch Lesungen durch, moderiere Rundfunksendungen und unterrichte Platt.

 

ATA: Spielst und inszenierst du auch lieber op Platt?

 

Das kommt darauf an. Plattdeutsch ist plietscher als Hochdeutsch. Man braucht viel weniger zu erklären, um auf den Punkt zu kommen. Das ist eine über Jahrhunderte gewachsene Sprache. Hochdeutsch ist künstlich geschaffen worden und wirkt  manchmal unbeholfen. Das merkt man beim Theaterspielen. Plattdeutsch klingt aber nicht nur lustig und eignet sich für Komödien. Die Sprache funktioniert auch für ernste Stücke, wie unsere Inszenierung Moorhoff gezeigt hat.

 

ATA: Trotzdem werden heute in Platt seltener ernste Stücke gespielt, warum?

 

Wir nehmen da Rücksicht auf unsere Abonnenten und ältere Zuschauer, die beim Theaterbesuch eher lachen wollen. Dabei waren viele unserer ernsten Stücke ein großer Erfolg. Komischerweise ist es auch so, dass die Leute die ernsten Stücke eher in Erinnerung behalten, als die Komödien und Schwanks. In den sechziger Jahren war die Spannweite unserer Stücke einfach größer, weil wir mehr Inszenierungen hatten. Dadurch konnten wir neben den Komödien auch mehr Dramen spielen. Als Schauspieler waren wir damals mehr gefordert als heute, da es sehr viel schwieriger ist, in einem ernsten Stück zu überzeugen, als in einem sogenannten Schenkelklopfer.

 

ATA: Wo nimmst du die Ideen für deine Stücke her?

 

Aus dem Alltag. Man muss die Begabung haben, beobachten und zuhören zu können. Wenn man das kann, erlebt man jeden Tag eine neue Geschichte, die sich für ein Theaterstück oder eine Kurzgeschichte verwerten lässt. Manchmal höre ich auch einfach nur ein Stichwort im Radio, das mich zu einem Stück inspiriert, wie bei der „Senioren-WG“. Ich habe viele Ideen im Kopf, die noch in der Warteschlange stehen und auf einen Impuls von außen warten, um umgesetzt zu werden. Häufig fällt mir auch was nachts im Traum ein. Ich habe immer einen Block und einen Bleistift neben dem Bett.

 

ATA: Triffst du dich auch mit anderen Autoren, um Erfahrungen auszutauschen?

 

Zweimal im Jahr gehe ich auf ein Treffen plattdeutscher Autoren, bei dem wir darüber sprechen, was beim jeweiligen Publikum ankommt. Dabei bekomme ich auch ein Feedback von den anderen, ob ich richtig liege mit dem, was ich schreibe. Ich schätze konstruktive Kritik. Lobhudeleien und Oberflächliches liegen mir nicht. Die Verleger schlagen uns manchmal alte Stücke vor, die wir bearbeiten können, da sie nicht mehr zeitgemäß sind oder sie suchen einen Autor, der für sie ein Stück mit einer bestimmten Anzahl an Frauen- und Männerrollen schreibt.

 

ATA: Neben deiner Arbeit fürs Theater hast du auch noch Fernsehrollen übernommen und Hörfunksendungen in Platt moderiert. Ist es heute schwerer oder leichter im Profibereich Aufträge zu bekommen?

 

Das war damals genauso schwer wie heute. Ich habe einfach nie so schnell aufgegeben. Wenn mich jemand vorne rausgeschmissen hat, bin ich einfach wie ein Vertreter hinten wieder reingekommen. Ich habe die Leute überredet, sich meine Sachen anzuschauen und konnte sie davon überzeugen. Je mehr ich machte, desto einfacher wurde es mit den Jahren, Engagements und Verleger zu finden. Heute bin ich bei den meisten Verlagen, Rundfunksendern und Theatern bekannt und werde weiterempfohlen.

 

ATA: Du hast nicht nur ein Faible fürs Theater, sondern auch für Geschichte. Über Eimsbüttel hast du zahlreiche Sachbücher geschrieben, führst dort Stadtteilführungen durch und machst bei einer Geschichtswerkstatt mit. Darüber hinaus hast du in Hamburg Grenzsteine hergestellt und aufgestellt. Wie kamst du darauf?

 

Wenn ich was Neues sehe, das mich inspiriert, lässt mir das keine Ruhe. So war das auch mit den Grenzsteinen. Mir ist die Idee dazu während einer Stadtteilführung durch Eimsbüttel gekommen. Da habe ich gesehen, dass einige von den Grenzsteinen verschwunden waren. Die Granitsteine wurden in der Zeit zwischen 1782 und 1826 aufgestellt und markierten die Grenzen zur Herrschaft Dänemark, die damals bis nach Altona reichte. Ich habe von den 800 Kilo schweren Steinen dann mit Hammer und Meißel künstlerische Nachbildungen erstellt. Von den 33 Steinen, die es zwischen Hamburg und meinem Wohnort Henstedt-Ulzburg gibt, waren nur noch acht vorhanden. 25 habe ich nachgebildet. Wenn ich zurückblicke denke ich manchmal: Was ich alles gemacht habe, das ist der helle Wahnsinn.

 

ATA: Ein Theaterregisseur ist ja auch eine Art Bildhauer. Wie siehst du das?

 

Das stimmt. Am Anfang fängst du mit Darstellern an, die verschiedene Emotionen und Auffassungen haben. Als Regisseur formst du diesen Brei zu interessanten Figuren. Ein Bildhauer macht nichts anderes. Menschen umzuformen, so dass sie das werden, was sie von Natur aus gar nicht sind, macht mir unheimlich viel Spaß. Am Ende kommt auch immer was anderes heraus, als du erwartet hast. Das ist sehr interessant. Natürlich musst du auch Kompromisse machen. Du kannst nicht von einem Amateur erwarten, dass du immer das bekommst, was du siehst und wirklich haben willst. Wenn ich mit jemandem arbeite, geht das auch an die Substanz des Schauspielers. Er gibt eine ganze Menge von seinem Inneren preis. Nicht jeder ist so frei und bereit, alles rauszulassen.

 

ATA: „Die Sau als Darsteller rauslassen“ kannst du ja nun endlich wieder als tollpatschiger Butler James in „Dinner for One“. Die Rolle hast du bereits sehr oft gespielt. Ist das für dich „The same procedere…“?

 

Das Schöne am Theater ist, dass jede Aufführung und das Publikum immer wieder neu und anders sind, auch wenn man eine Rolle schon zwanzigmal gespielt hat. Durch das Theater habe ich mir meine Träume erfüllen können. Ich habe viel gelernt, bin selbstsicherer geworden und habe eine bessere Menschenkenntnis bekommen. Darüber hinaus konnte ich verschiedene Facetten von mir zeigen und viel Emotionen auf der Bühne rauslassen. Je mehr Theater ich spiele, desto besser kann ich mich in die Charaktere, die ich darstelle, hinein versetzen. Ich bin heute sehr melanklüterich geworden, weil ich viel im Leben erlebt habe und mir das Theater noch mehr Spaß macht als früher. Außerdem habe ich zahlreiche interessante Leute getroffen, denen ich sonst nicht begegnet wäre. Wem ist es schon vergönnt, sich einmal mit Peter Ustinov oder Walter Giller zu unterhalten? Ich habe es genossen. Theater mache ich weiter, ich kann nicht davon lassen. Das Theater lässt mich einfach nicht mehr los!

 

ATA: Joachim, vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview wurde geführt von Britta Skibbe.

 

Noch mehr Wissenswertes über Joachim Grabbe:

 

Joachim Grabbe wurde am 27. März 1941 in Flensburg geboren. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen Eltern Johann Fritz und Erna sowie seinem älteren Bruder Jürgen in Flensburg, List auf Sylt, Niendorf und Eimsbüttel. Nach dem Krieg half er in der Wäscherei und Heißmangel seiner Eltern in Eimsbüttel. Er trug Wäsche aus und  erkundete mit dem Fahrrad jede Straße im stark zerstörten Stadtteil. Heute ist er Experte für die geschichtliche Entwicklung des beliebtesten Wohnviertels Hamburgs und hat über Eimsbüttel zahlreiche Sachbücher veröffentlicht.

 

Nach einer Lehre als Baumwollküper sowie einer kaufmännischen Ausbildung im Im- und Export absolvierte er eine Abendschule und wechselte in die EDV. Bis 2002 war er als EDV-Berater und Programmier in verschiedenen Unternehmen tätig. Für seine Firma „Diamant“ organisierte er 2012/13 eine Ausstellung über die Firmengeschichte, die in verschiedenen Museen zu sehen war.

 

Die Wintermonate verbringt Joachim Grabbe heute mit seiner zweiten Frau Lisa auf den Philippinen, wo sie seit 1989 Schulkinder und bedürftige Familien unterstützen. Sie bezahlen dort das Schulgeld für ausgesuchte Kinder und verteilen Bücher, Brillen, Kleidung und Spielzeug, die sie in Deutschland gesammelt und per Schiff auf die Philippinen gebracht haben.