Die Vorsitzenden des Amateur-Theater Altona e.V. ( B.G.S.S.) von 1925-heute


Birte Hellwig
Birte Hellwig

Birte Hellwig

September 2021 -


André Grabbe-Heitmann
André Grabbe-Heitmann

André Grabbe-Heitmann

Juni 2017 - September 2021


Axel Grabbe
Axel Grabbe

Axel Grabbe

1998-Juni 2017


Gerhard Rieß
Gerhard Rieß

Gerhard Rieß

1995-1998


Erwin Clausen
Erwin Clausen

Erwin Clausen

1985-1995


Edu Müller
Edu Müller

Edu Müller 

1976-1985


1932-1976

Heinrich Westphal
Heinrich Westphal

Heinrich Westphal

Georg Kaiser
Georg Kaiser

Georg Kaiser

Walter Niemann
Walter Niemann

Walter Niemann


Robert Hermann
Robert Hermann

Robert Hermann 1925-1932


Das heutige Amateur-Theater Altona

Eine theaterbesessene Gemeinschaft der Eisenbahner spielte am 8.2.1925 in Pabst Gesellschaftshaus, Königstraße 135, den Schwank "Zwei Wappen". Leider war diese Gruppe zu klein, um alleine bestehen zu können. Sie wurde gleich wieder aufgelöst.

 

Aus ehemaligen Mitgliedern der aufgelösten Bühnengemeinschaft für Sing- und Schauspiel, die ihr Domizil im Logenhaus Altona in der Sommerhuderstraße hatte, sowie aus Mitgliedern der dramatischen Abteilung der Eisenbahner Groß-Hamburgs und einigen Mitgliedern des Altonaer Musikvereins, wurde am 1. 4. 1925 die heutige B.G.S.S. gegründet. Sie bestand überwiegend aus Eisenbahnern. Der Eintrag in das Vereinsregister des Amtsgerichts Altona erfolgte allerdings erst am 2.8.1928 unter der Nummer 399.

 

Gründungsmitglieder waren: Robert Hermanns, Pauline Hermanns, Walter Hermanns, Alma Hermanns, Lita Helm, Georg Kaiser, Otto C. von Weickhmann, Friedrich Nevermann und Heinrich Westphal. Von den ehemals 11 Gründungsmitgliedern sind leider nur 9 Personen bekannt.

 

Nach der Gründung wurde bereits am 30.4.1925 bei Pabst der Schwank "Der Raub der Sabinerinnen" aufgeführt. Der Verein war sehr rege und schon Anfang 1933 war die B.G.S.S. der größte Theaterverein im Hamburger Verband, der zu dieser Zeit aus 67 Vereinen bestand.

 

Mehr als 350 Mitglieder waren der Bühnengemeinschaft beigetreten und über 120 Spieler und Spielerinnen waren bei gleichzeitig sechs bis acht Inszenierungen tätig. Allein in der Theatersaison 1934/35 waren es 15 verschiedene Stücke, wobei an 11 verschiedenen Orten gespielt wurde. Unter anderem bei den Eisenbahner-vereinen in Altona, Blankenese, Bremervörde, Bergedorf, Büchen, Eidelstedt, Elmshorn, Flensburg, Flintbek, Hagenow, Heide, Husum, Itzehoe, Kiel, Lübeck, Lüneburg, Neumünster, Ludwigslust, Rotenburg, Schwarzenbek und Wittenberge.

 

In Hamburg wurde außerdem für Altersheime, Fürsorgeanstalten, Vereine und Organisationen gespielt, und zwar im Bans Gesellschaftshaus, Pabst Gesellschaftshaus, in der Flora, im Theater des Westens, Rieck's Gesellschaftshaus, im Forsthaus Langenfelde, im Kaiserhof, im alten Altonaer Theater in der Königstraße, im Gesellschaftshaus Vaterland sowie in diversen Hamburger Schulen. Es war die Sternstunde der B.G.S.S. und auch anderer Theatervereine.

 

Bei Beginn des Nationalsozialismus im Jahre 1933 änderte sich schnell vieles. So wurden die Vereine neu organisiert und es herrschte bald ein anderer Umgangston. Hier ein Auszug aus der von Edward Will im Jahre 1933 neu gegründeten Vereinszeitung:

 

"Als neu ernannter Propagandaleiter halte ich es für meine Pflicht, den gesamten Mitgliedern den Weg meiner kommenden Propaganda für den Verein aufzuzeigen. Da ich die Verantwortung für den Text trage, unterliegt jeder Beitrag für das Blatt meiner Genehmigung zum Abdruck. Ich behalte mir von Fall zu Fall das Recht vor, zu entscheiden, ob derjenige Beitrag für das Blatt zum Gesamtwohl des Vereins dient oder nicht. Nichts ist aber wichtiger, ganz besonders in der heutigen Zeit, als diesem zersetzenden Moment entgegenzuwirken. Ich denke hierbei ganz besonders an die Wahl eines aufzuführenden Stückes. Es muss, damit der Verein längeren Bestand hat, ein ganz bestimmtes Niveau bei der Auswahl der Stücke eingehalten werden, so dass allen Andersauslegungen der einzelnen Mitspieler während kommender Proben entgegengewirkt ist. Er wird sich eben von vornherein auf einen bestimmten Willen einstellen".

 

Dieses war natürlich nicht jedermanns Geschmack und so traten viele Mitglieder aus dem Verein aus und gründeten vier weitere, kleinere Theatergruppen, die sich doch schon bald wieder auflösten oder von dem neuen Verband keine Erlaubnis zum Spielen bekamen. Dieser Verband hielt am 28.11.1933 eine Liquidationssitzung mit allen Vorsitzenden der Theatervereine ab.

 

Von den bestehenden 48 Vereinen blieben in diesem Jahre nur noch 12 übrig, der Rest entsprach nicht den Richtlinien der neuen Machthaber.Nach dieser Sitzung war auch Heinrich Westphal gezwungen, mit den Wölfen zu heulen und richtete folgende Worte an die Mitglieder der B.G.S.S.:

 

"Die neue Zeit will die deutschen Volksgenossen einander näher bringen. Das ist eine erfreuliche Tatsache, die auch wir begrüßen können. Dieser und jener glaubt mehr leisten zu können oder denkt mit seiner Meinung nicht durchgedrungen zu sein.  Er glaubt austreten oder oft sogar einen neuen Verein gründen zu müssen, ohne zu überlegen, ob dafür in der heutigen Zeit eine Lebensmöglichkeit besteht.   Nur gut fundierte Theatervereine, welche über eine auserwählte Schar von Laienspielern und über ausreichend Mitglieder verfügen, sind lebensfähig und existenzberechtigt."

 

Damit sollten besonders der ausgetretene bisherige 1. Vorsitzende Robert Hermanns und der 1. Spielleiter Otto C. von Weickmann, die versucht hatten einen neuen Theaterverein nach altem Muster zu gründen, angesprochen werden. Sämtliche Stücke mussten nun beim Verband eingereicht werden.

 

Dort wurde entschieden, welches Stück zur Aufführung freigegeben werden durfte.

 

Herr Hans Timm, der damalige Vorsitzende des Verbandes für "Volkstum und Heimat", gab nun folgendes bekannt: "Sein Verband sei das einzig anerkannte Organ der N.S.D.A.P. Die Einteilung des Verbandes erfolgt nicht wie früher nach Staaten, sondern nach Landschaften, z. B. Niedersachsen usw.

 

Der Verband hat dafür Sorge zu tragen, dass die angeschlossenen Theatervereine nur sehr gute Stücke aufführen, vor allen Dingen sollen in Zukunft Gesamtschicksale, volkstümliche, klassische oder historische Sachen aufgeführt werden.

 

Gelangt ein Theaterstück zur Aufführung, so muss es 100 %tig sein. Ist ein Theaterverein nicht in der Lage, die Aufführungen nach diesen Maßstäben herauszubringen, dann sieht sich der Verband veranlasst, den betreffenden Verein im Wiederholungsfall aufzulösen. Fügt sich jemand diesen Anordnungen nicht, kann der sofortige Ausschluss aus dem Verein erfolgen.

 

Der Verband führt über diese "schwarzen Schafe" eine Liste, um zu verhindern, dass diese Leute einem anderen Verein beitreten". Es blieb keinem Verein etwas erspart.

 

Die 20 Theaterstücke, die B.G.S.S. 1935 beim Verband eingereicht hatte, wurden alle abgelehnt. - Trotzdem wurde munter weitergespielt.

 

So waren es Singspiele, wie "De Scherenslieper", "Fischermädel von Helgoland",

 

"So ein Mädel", oder eben historische Stücke wie: "Des Königs Befehl" und "Totenkopf-Husaren", die zur Aufführung kamen. Auch Tiefen blieben der B.G.S.S. nicht erspart. Es standen während des zweiten Weltkrieges nur noch wenig tatkräftige und aktive Mitglieder zur Verfügung. Viele waren verschollen, gefallen oder ausgebombt und vertrieben. Es wurde trotzdem weiter Theater gespielt. Auch gleich nach dem Zusammenbruch wurde schon wieder Theater gespielt, weil Heinrich Westphal kurzfristig mit der Militärregierung in Kontakt getreten war und sich die Genehmigung für den Spielbetrieb geben ließ.

 

Diesmal waren es die Vereine für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene, die Arbeiterwohlfahrt und Großbetriebe, wie die HEW und die Produktion, für die gespielt wurde. Nach der Ausbombung im Jahre 1945 wurde noch im selben Jahr in der Wollspinnerei in Bahrenfeld, Friesenweg 4, das Theaterspielen wieder aufgenommen. Da viele der alten Spielstätten nicht mehr existierten, musste zwischenzeitlich nach Barmbek in den Bugenhagensaal ausgewichen werden. Waren es 1945 nur 2 Aufführungen, so wurde 1946, ein Jahr nach dem Kriege, schon wieder 35 mal gespielt.

 

In dieser Zeit wurde weniger für Geld gespielt. Vielmehr freute man sich, wenn das Eintrittsgeld aus Würstchen, Eiern oder Briketts bestand. Es wurden sogar Vorstellungen nur für ein warmes Essen oder ein Abendbrot aufgeführt. Dieses Jahrzehnt war auch die schwerste Zeit in der Vereinsgeschichte der B.G.S.S. Der Krieg hatte unter den Mitgliedern viele Opfer gefordert. Dazu kam eine tiefe Meinungsverschiedenheit innerhalb des Vorstandes, die dazu führte, dass sich der Verein nach einer turbulenten Vorstandssitzung am 17.6.1945 und der anschließenden Versammlung im Juli 1945, teilte.

 

Georg Kaiser, ein Mann der ersten Stunde, gründete in Eidelstedt eine neue Bühne, die V.B. Eidelstedt. Heute heißt diese Bühne V.B. Rampe und ist Mitglied im Hamburger Verband.

 

Da viele Spielstätten nicht mehr vorhanden waren, wurde nach neuen Möglichkeiten gesucht, weiterhin Theater zu spielen. Die B.G.S.S. fand ihr neues Domizil im Haus der Jugend, das später auch vom Altonaer Theater bespielt wurde. Mehreren Vereinen in Hamburg erging es allerdings auch nicht viel besser und einige verschwanden für immer von der Bildfläche. Heimatlos gewordene Spieler wurden in der B.G.S.S. immer wieder herzlich aufgenommen. So unter anderem Spieler von der V.B. Kronskamp, Heimat, der Klapprigen Laterne, der Schauspielvereinigung von 1911, Lope de Vega und der Concordia.

 

In den fünfziger Jahren spürte man beim Theater das neue Medium "Fernsehen" noch nicht und so wurden in dieser Zeit pro Theatersaison sechs abendfüllende Stücke und ein Weihnachtsmärchen inszeniert. Doch mit zunehmendem Wirtschaftswachstum änderte sich dieses schnell. Viele Gastspiele wurden eingestellt und die Anzahl der Inszenierungen wurde 1963/64 auf fünf reduziert. Mit der rasch zunehmenden Anzahl der Fernseher in den sechziger und Anfang der siebziger Jahre wurde die Zahl der Inszenierungen noch zweimal reduziert, 1977/78 auf vier und bereits ein Jahr später auf drei Abendstücke pro Saison. Dazu wurde jeweils ein Weihnachtsmärchen gespielt.

 

Die Rezession machte sich auch im Berufstheater stark bemerkbar. Die uns bis dahin zugestandenen Termine für die Märchen im Altonaer Theater wurden ab dem Jahre 1977 zugunsten des Berufstheaters gestrichen. Eine neue Spielstätte fanden wir in der Max-Brauer-Schule. Gleichzeitig nahmen wir den Spielbetrieb in der Norderschule in Finkenwerder auf, da sich die dort ansässige Gruppe "Die Werftkomödianten" aufgelöst hatte. In Finkenwerder wurden im Laufe der Jahre schon über 50 Theaterstücke aufgeführt.

 

Schon Mitte der sechziger Jahre wurde mit der Werbung von Abonnenten begonnen und aus den anfänglich 154 im Jahre 1966 sind inzwischen über 700 begeisterte Abonnenten geworden.Wenn die B.G.S.S. auch nie wieder den Mitgliederbestand der dreißiger Jahre erreichen konnte, so hat sich die Qualität der Aufführungen doch stets verbessert. Der Schnitt von über 2000 Zuschauern pro Theaterstück beweist auch die Beliebtheit des Altonaer Amateur Theaters. Immerhin hat die Bühne seit Bestehen im Jahre 1925 bis zum 75jährigen Jubiläum im Jahre 2000 schon über 1750 Aufführungen abgespielt.

 

Vom Klassiker bis zur Klamotte wurde alles gespielt. Einige hervorragende Aufführungen, wie: Ünner een Dakk", "De ruge Hoff", "Mudder Mewes", "Jonny Belinda", "Flachsmann als Erzieher", “Ose von Sylt“, “De letzte Törn“ und "Störtebeker" sind besonders zu nennen.

 

Im Laufe der Zeit hat sich das Freizeitangebot und das Freizeitverhalten der Bürger grundlegend geändert. Es gab in der Gründungszeit weder Rundfunk noch Fernsehen. Selbst das Automobil stand noch in den Kinderschuhen. Heute wird jeder Bürger täglich regelrecht mit kulturellen Angeboten überschwemmt.

 

Wir freuen uns deshalb besonders, dass wir auch noch heute ein fester Bestandteil im Altonaer und Finkenwerder Kulturleben sind.